Bauen für eine lebenswerte Zukunft
Die gewählten Vertreter*innen auf allen Ebenen – Bezirk, Land und Bund – werden aufgefordert, sich für eine Wende in der Baupolitik einzusetzen. Jede Ebene soll einen Zeitplan erarbeiten und vorstellen, bis wann die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden. Die Wende muss beinhalten:
-
- Im Marktpreis von Baumaterialien müssen alle Umweltfolgekosten, also die gesamte Umweltbilanz, enthalten sein. Das bedeutet, dass bei der Bepreisung der CO2-Wert, der Energie- und Wasserverbrauch, die Rohstoffgewinnung, Produktion, Transport und Wiederverwertbarkeit bzw. der Entsorgungsaufwand berücksichtigt wird.
- Bei der Förderung, der Kreditvergabe und Gebäude-Zertifizierungen muss die Graue Energie berücksichtigt werden. Die Graue Energie ist der energetische Gesamtaufwand für den Bau eines Gebäudes.
- Es darf nur gebaut werden, wenn die verwendeten Materialien auch kreislaufgerecht rückgebaut und verbaut werden. Sie müssen nach dem Abriss wiederverwendet werden können. Abriss soll nur noch möglich sein, wenn er sozial- und klimanotwendig ist.
Gebäude sind für die Zukunft gedacht. Wir schaffen mit ihnen die Fundamente für das Leben zukünftiger Generationen. Aber die Baubranche ist für einen erheblichen Anteil des Energieverbrauchs verantwortlich und trägt zur Klimaerwärmung bei. Es werden große Mengen an Rohstoffen der Natur entnommen und es entstehen Abfälle. Weltweit ist der Bausektor für fast 40% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. In Deutschland verursachen der Bau und der Betrieb von Gebäuden ca. 40% der CO2-Emissionen und verbrauchen 90% der mineralischen, nicht nachwachsenden Rohstoffe in der Baustoffproduktion. Das muss sich ändern.
Die Emissionen aus der Herstellung von Baumaterialien (graue Emissionen) und der zugehörige Energieverbrauch (graue Energie) sind beim Neubau entscheidende Stellschrauben für den Klimaschutz. Die graue Energie umfasst die Energie zum Gewinnen von Materialien, zum Herstellen und Verarbeiten von Bauteilen, zum Transport von Menschen, Maschinen, Bauteilen und Materialien zur Baustelle, zum Einbau von Bauteilen im Gebäude sowie zur Entsorgung. Bei einem Neubau (KfW 55) macht die graue Energie ca. 50% des Energieverbrauchs im Lebenszyklus des Gebäudes aus. Bisher beziehen sich das Gebäude-Energie-Gesetz und die KfW-Förderung nur auf die Nutzungsphase eines Gebäudes, dadurch wird der wichtige Teil der grauen Energie und der grauen Emissionen ignoriert. Wird bspw. der Holzrahmenbau angewendet, können die grauen Emissionen um 45% gemindert werden und die Mehrkosten liegen im unteren einstelligen Prozentbereich.